Die Behauptung, Thomas Mann sei in der DDR verpönt gewesen, passt zum aktuellen Mainstream. Viele wissen es besser, auch Georg Wenzel, denn er hat als Literaturwissenschaftler in der DDR in den verschiedensten Gremien gearbeitet, die sich um Thomas Mann und seine Werk bemühten. Das begann mit listiigen und juristisch bedenklichen Lektorentaten, die Bücher der Manns im Aufbau-Verlag zu verlegen und hatte Höhepunkte in den Besuchen Thomas Manns in Weimar. Um eine historisch-kritische Ausgabe seiner Werke zu ermöglichen, wurden sehr frühzeitig ein Kuratorium und ein Archiv gegründet. Nicht nur der Bau der Mauer und der Kalte Krieg erschwerten die Erfüllung so manchen Traums und machten das Arbeiten für Thomas Mann zuweilen schwer, auch bornierte DDR-Funktionäre legten beispielsweise dem Potsdamer Thomas-Mann-Kreis Steine in den Weg. Da aber waren Thomas Manns Bücher nicht mehr wegzudenken aus der Kultur des Landes. Georg Wenzel, der vieles selbst miterlebt hat, recherchierte genau. In gesonderten Kapiteln verfolgt er Beziehungen zwischen Thomas Mann und Johannes R. Becher und Thomas Mann und Arnold Zweig. Sein Buch ist mehr als ein kompetenter Bericht. Er bekennt: »Dabei gewesen zu sein, war ein unverdientes Glück.«